Neben dem Einsatz von Medikamenten für körperliche oder geistige Leistungssteigerung zählen hierunter gentechnische Eingriffe oder der Einsatz von Implantaten, Wearables oder Exoskeletten zur Erlangung neuer Fähigkeiten. Statt ein spezifisches Verständnis von Enhancement zum Ausgangspunkt der Analyse zu machen, setzt das Projekt an der Frage an, wie und unter welchen Bedingungen bestimmte Praktiken und Diskurse etwas als Enhancement hervorbringen und welche Humandifferenzierungen damit einhergehen. Untersucht werden vier Kontexte und die damit verbundenen Sinnschichten, in denen Modifikationen des Humanen als Enhancement artikuliert werden: 1) Praktiken experimenteller Selbst-Modifikationen einzelner Individuen, 2) kommerzielle Artefakte zur Erweiterung menschlicher Fähigkeiten, die als Entwürfe, Prototypen oder Produkte in Erscheinung treten, 3) populärwissenschaftliche Diskurse zur technisierten Zukunft des Menschen und 4) Darstellungen technisch veränderter Menschen in der Science-Fiction. Für die humandifferenzierenden Implikationen von Enhancement in den vier Untersuchungsfeldern stehen drei Fragen im Mittelpunkt. Erstens will das Projekt erkunden, wie durch technische Modifikationen zwischenmenschliche Differenzierungen rekonfiguriert werden – etwa, wenn Alter als Krankheit umgedeutet oder Leistungssteigerung als technologisches Designproblem gefasst wird. Das Projekt fragt zweitens, wie die Außengrenze des Humanen in Bezug auf optimierende Modifikationen verhandelt wird, Menschliches mit Übermenschlichem kontrastiert und die Differenz von Mensch und Maschine verwischt wird. Drittens geht das Projekt davon aus, dass durch Praktiken und Diskurse des Enhancement implizite oder explizite Bilder des zukünftigen Menschen vergegenwärtigt werden, welcher dem aktuellen Menschen gegenübergestellt werden. Die Verhandlungen von Human Enhancement können damit als Schauplatz der Vergegenwärtigung zukünftiger Differenzierungen und Entdifferenzierungen des Humanen betrachtet werden, in denen zugleich das gegenwärtige Menschsein im Spiegel des Nicht-, Trans- und Posthumanen konturiert und spezifiziert wird.

Das Projekt ist Teil des DFG Sonderforschungsbereichs 1482 „Humandifferenzierung“.