Der Arbeitsbereich Mediensoziologie und Gesellschaftstheorie widmet sich der Frage, wie Kommunikation unter mediatisierten Bedingungen rekonfiguriert wird, welche Folgen dies für den öffentlichen Raum hat und welche neuen sozio-technischen Handlungsoptionen daraus resultieren. Er verbindet aktuelle Fragen der Digitalisierung mit gesellschaftstheoretischer Grundlagenforschung. Unsere Projekte sind typischerweise inter- und transdisziplinär aufgestellt. Der methodische Schwerpunkt liegt in der qualitativen Sozialforschung. In den empirischen Arbeiten verfolgen wir drei Arbeitsschwerpunkte:

Während die Implikationen des digitalen Strukturwandels der Öffentlichkeit für Massenmedien, Politik und Wirtschaft bereits recht gut beforscht sind, ist noch weitaus weniger klar, was dieser Wandel für Wissenschaft und Wissenschaftskommunikation bedeutet. Welche Chancen und Risiken bieten hier die neuen Dialog- und Partizipationsmöglichkeiten? Wie können wissenschaftliche Einrichtungen auf diesen Wandel angemessen reagieren? Zu diesem Thema forschten wir beispielsweise im Rahmen der DFG-Forschungsgruppe „Evidenzpraktiken“ (2017-2023).

Die gegenwärtigen Selbstverständnisse von Gesellschaften zeigen sich im Entwurf ihrer Zukünfte – den Projektionen dessen, was sein könnte. In den Zukunftsvisionen von Gegenwartsgesellschaften spielen digitale Technologien typischerweise eine Schlüsselrolle: Ob Künstliche Intelligenz, Cyborgs, Industrie 4.0 oder Autonomes Fahren – gesellschaftliche Zukünfte sind durch die Digitalisierung geprägt. Die Analyse der öffentlichen Kommunikation digitaler Zukünfte ist ein Schlüssel zum Verständnis sozio-kulturellen Wandels und zugleich ein Beitrag zur Technikfolgenabschätzung. Im DFG-Projekt „Posthumane Entdifferenzierung? Die technologische Optimierung menschlicher Körper“ (2021-2025) betrachten wir beispielsweise Phänomene, die in bio- und technikethischen Debatten in sowohl affirmativer wie auch kritischer Weise als „Human Enhancement“ diskutiert werden.

Aktuell lässt sich eine Verbreitung digitaler Interfaces beobachten, die darauf angelegt sind, in einen kommunikativen Austausch mit Menschen zu treten: Chatbots und Sprachassistenten interagieren mit ihren Nutzer:innen. Social Bots und algorithmische Reporter:innen beteiligen sich an öffentlichen Diskursen. Die Durchdringung privater und öffentlicher Kommunikation mit künstlichen Agenten wird zum Teil des gesellschaftlichen Alltags. Wie unterscheidet sich die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine von der zwischenmenschlichen Kommunikation? Welche Anforderungen muss eine Technik in welchen sozialen Settings erfüllen, um als Kommunikationspartner:in akzeptiert zu werden? Wie reagieren Öffentlichkeiten auf das Eindringen von Maschinen in den medialen Raum?